Spettacolo Barocco

ORT:

Österreichisches Theatermuseum Wien – Palais Lobkowitz

 

AUFTRAGGEBER:

Österreichisches Theatermuseum Wien

 

ZEITRAUM:

3.3.2016–30.1.2017

 

BERICHT:

"Keine Kunstform konnte die spektakulären Schaueffekte des Barock wirkungsvoller umsetzen als das Theater. Erfindungsreiche Künstler wie Lodovico Ottavio Burnacini oder die Mitglieder der Familie Galli Bibiena schufen dafür Ausstattungen, die bis heute unübertroffen sind. Das Theatermuseum besitzt zahlreiche Arbeiten dieser Meister der Illusion und präsentiert viele davon zum ersten Mal.  

Das Theater und dessen dramatische Inszenierungen waren die Kunstform des Barock schlechthin, in der sich Sprache, Bild und Musik zu einem großen Kunstwerk vereinigten. Mit theatralischen Festzügen, prunkvollen Opernaufführungen und opulenten Rossballetten wussten sich die Herrscher im 17. und 18. Jahrhundert in Szene zu setzen. Die Ausstattungsentwürfe und Kostümfigurinen, die sich im Bestand des Theatermuseums befinden, reichen von schnell hingeworfenen Skizzen bis zu virtuos und farbenfroh ausgeführten Präsentationsblättern. Sie werden durch Zeichnungen, Modelle und originale Kostüme und Kulissenteile von Leihgebern aus dem In- und Ausland, wie z. B. dem Schlosstheater von Český Krumlov (Böhmisch Krumau), ergänzt. Die enge Verbindung und Kooperation mit Gemäldegalerie, Kunstkammer, Wagenburg und der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums verhilft der Ausstellung darüber hinaus zu einer Fülle exemplarischer Objekte von hervorragender Qualität. Belebt wird die Ausstellung durch Filme und einen Audioguide sowie speziell gestaltete Kinderstationen. Die Schau des Theatermuseums und ihr abwechslungsreiches Rahmenprogramm greift fünf große Themenkreise auf: In Spettacolo barocco austriaco I werden die Höhepunkte des barocken Prunks und seiner Theateraufführungen am Wiener Hof im 17. Jahrhundert sichtbar. Ganz besonderes Augenmerk wird hierbei der Entstehung der Festoper Il pomo d’oro, die zu Ehren Kaiser Leopolds I. und der spanischen Infantin Margarita Teresa komponiert wurde und für deren Ausstattung der kaiserliche Theateringenieur Lodovico Ottavio Burnacini verantwortlich war, gelegt. Im Abschnitt Der große Konkurrent geht es um die Rivalität zwischen dem Bourbonen Ludwig XIV. und dem Habsburger Leopold I., die nicht nur auf politischer Ebene ausgefochten wurde – erklärtes Ziel war es auch, sich durch programmatische Festveranstaltungen gegenseitig zu übertreffen. Als Inspirationsquelle für die Gestaltung seiner prunkvollen Veranstaltungen diente Leopold I. Italien. Im Kapitel Spettacolo mediceo wird der Einfluss der bereits seit der Renaissance von der Familie Medici veranstalteten und für ihre Opulenz weithin bekannten höfischen Feste für die Entwicklungen am Wiener Hof ersichtlich. Das Kapitel Arlecchino und andere Masken stellt Entstehung und Ikonografie der Schauspieltruppen der Commedia dell’arte und ihre Wanderschaft von Italien bis nach Nordeuropa vor. Zunächst nur auf Straßen und Marktplätzen, später auch an Fürsten- und Adelshöfen unterhielten die Masken ihr Publikum mit ewig aktuellen, die Menschen berührenden Themen. Der Film Ein barockes Juwel über die Geschichte des ältesten noch heute bespielten Schlosstheaters Český Krumlov leitet zum Kapitel Die Kunst der Illusion, wo das Raffinement barocker Kulissen, deren Perspektive wie auch die erfindungsreiche Bühnentechnik dieser Zeit vermittelt wird. Im Raum Spectaculum sacrum wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss auch Religion und Kirche mit den Schul- und Ordenstheatern der Jesuiten, Benediktiner und Piaristen auf das Theater und seine Weiterentwicklung hatten. Der Rundgang durch die Ausstellung endet mit dem Kapitel Spettacolo barocco austriaco II – der bombastische Prunk, der dem höfischen Theater noch unter Karl VI. vergönnt war, wurde unter Maria Theresia im und nach dem österreichischen Erbfolgekrieg nicht mehr finanziert. Es entwickelte sich das kommerzielle Theater. Nach dem 1708 gegründeten Kärntnertortheater ließ Maria Theresia 1741 das leer stehende Hofballhaus am Michaelerplatz in ein öffentliches, gegen Bezahlung zugängliches Opernhaus, das „Alte Burgtheater“, umbauen. Die vier Elemente, Himmel und Hölle treffen im Innenhof des Palais aufeinander: Eine den barocken Kulissenbühnen nachempfundene Installation des slowakischen Künstlers Robert Gabris lädt in einen modern bebilderten, barocken Spielraum. Die Ausstellung des Theatermuseums wurde von Daniela Franke, Rudi Risatti, Andrea Sommer-Mathis und Alexandra Steiner-Strauss kuratiert und vom Architekturbüro Blaich + Delugan gestaltet. Im Jahr 2016 feiert das Theatermuseum sein 25-jähriges Jubiläum im barocken Palais Lobkowitz, das durch seine Architektur und Geschichte für diese Präsentation wie geschaffen ist."

(KuratorInnen: Daniela Franke, Rudi Risatti, Andrea Sommer-Mathis, Alexandra Steiner-Strauss)